Die guten und die schlechten Nachrichten: Klimarettung vs. Faschismus-Markttests.

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Der Abstand zwischen schrecklichen Nachrichten und Artikeln und ermutigenden Botschaften aus aller Welt, die man heutzutage in den Medien finden kann, wird immer schwindelerregender — so scheint es mir. Vielleicht war das schon immer so, aber in den vergangenen Wochen ist es mir besonders aufgefallen.

Ein bemerkenswerter Text von Fintan O’Toole in der Irish Times zieht derzeit seine Kreise durch das Social Web — und das ist gut so. Denn er liefert für mich die erste komplett nachvollziehbare Erklärung dafür, warum Donald Trump sich in seinem Amt so benimmt, wie er sich benimmt: Das Traumatisieren von Flüchtlingskindern nimmt er nicht aus Versehen oder als Unfall in Kauf, um sich dann anschließend selbst korrigieren zu müssen — nein, er unternimmt mit jeder wahnwitzigen Äußerung oder Entscheidung schlicht einen fortlaufenden Markttest faschistischer Gedanken und Handlungen. Indem er immer und immer wieder Dinge sagt oder tut, die noch vor Monaten undenkbar schienen, spannt er die kollektive Akzeptanz für diese Dinge immer weiter auf, dehnt sie, bis sie nachgiebt und schlaff wird.

Anders gesagt: In einem gezielten Marktforschungs- und Beeinflussungsprogramm bereitet er die USA sukzessive auf den Faschismus vor. Und das Schlimme ist: Hier in Europa geschieht genau das Gleiche — wenn Salvini die Roma in Italien erfassen und zählen will, wenn Seehofer Witze über 69 ausgewiesene Afghanen macht, oder wenn kollektiv zugelassen wird, dass Flüchtlinge massenhaft im Mittelmeer ertrinken, während wir debattieren, ob die Retter Gesetze brechen, ist das genau dieselbe Masche: Wir werden durch andauernde Regelbrüche immer weiter von unserem Werten und vom Artikel 1 unseres Grundgesetzes wegbewegt, bis kaum noch jemand merkt, wie der rassistische Faschismus durch diese Poren und Öffnungen in unsere Gesellschaften einzieht. Es ist eine perverse widerliche Strategie, die funktioniert, und der sich — offenbar in einem Moment verloren gegangenen Urteilsvermögens — nicht einmal die ZEIT zu entziehen vermochte und ebenfalls, zumindest beim Schreiben einer Titelzeile, daran mitgewirkt hat.

Eine furchtbare Geschichte fast ähnlicher Schwere, wenn auch ganz anderer Art, lässt sich derzeit in einer Info-Grafik beim WWF finden. Dort kann man erfahren, dass Deutschland absolut mehr Braunkohle verbrennt als jedes andere Land der Welt. Mehr als doppelt so viel wie Russland. Fast dreimal so viel wie die USA. Da möchte mir leider spontan übel werden. Denn auch wenn „Faschismus im globalen Markttest“ so ziemlich das Furchtbarste ist, was man sich politisch denken kann, steht an weit dahinter liegender und doch zweiter Stelle das rücksichtslose Verspielen unserer globalen Zukunft aufgrund einer absolut egoistisch-kurzsichtigen Energiepolitik. Widerlich. Ernsthaft.

Aber dann gibt es ja die Iren. Sie schreiben nicht nur klarsichtige Artikel zu Donald Trump, sie haben auch grade im Parlament entschieden, dass sie die öffentlichen Geldanlagen des Landes aus fossilen Brennstoffen abziehen wollen. Was die Bewegungen, die sich dafür einsetzen, natürlich gebührend feiern. Und nun darauf hoffen, dass hier in Deutschland Ähnliches gelingt. Wer die wackeren Kämpfer von Fossil Free bei ihrem Werben für Divestments in Deutschland unterstützen will, kann das hier tun.

Und wer mal wirklich einen ermutigenden Text lesen will, der sollte sich ansehen, was der Ökonomie-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz zu Costa Rica zu sagen hat. Davon kann man wirklich lernen. Es ist ein Zeitenwechsel — globale Leuchttürme, die uns anzeigen, wie sich unsere Politik entwickeln muss, sind nicht mehr der Präsident der Vereinigen Staaten oder Angela Merkel.

Heute sind das Länder wie Costa Rica, die zeigen, wo es wirklich langgeht.

10 Kommentare

  1. Der hohe Verbrauch fossiler Energieträger ist direkte Folge davon aus der Atomenergie auszusteigen. Letztendlich hat man sich dazu entschlossen, bis zu dem Zeitpunkt an dem Regenerative Energieträger den Bedarf an Energie zu 100% decken, die Verschmutzung der Luft mit CO2 und anderen Stoffen zu akzeptieren um das Risiko einer Verschmutzung von Landschaft mit radioaktiven Stoffen zu vermeiden. Dass durch die Elekrifizierung diese Übergansphase länger wird hat vermutlich keiner sehen können oder wollen.
    „Spontan Übel, „Widerlich“ oder Kommentare kann ich deshalb eher nicht nachvollziehen. Denn wenn man nicht den Großteil aller Verbraucher abschalten will, kommt man um Übergangsperioden nicht herum. Gerade wenn es um eine riesige Infrastruktur geht.

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    1. Ist was dran. Dennoch habe ich den Eindruck, als ob die Bereitschaft, wirklich schnell den Ausstieg aus der desaströsen Braunkohle hinzubekommen, in der Regierung viel zu gering ist.

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      1. Wenn man sich ansieht wie sehr zum Beispiel NRW von der Braunkohle (Abbau und Verstromung) abhängig ist, ist das kein Wunder. Es hängen viele Arbeitsplätze daran. Das des Steinkohlebergbaus ist noch nicht bewältigt, da fängt man nicht ohne weiteres an, die Axt an eine weitere Branche zu legen.

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      2. „Wir haben unser Weltkrima komplett kaputt geschossen. Wir mussten ja Arbeitsplätze retten.“

        Mir fällt schwer auszudrücken, wie komplett absurd dieses Denken ist. Wenn wir dafür sorgen wollen, dass Leute in Lohn und Brot bleiben, dann können wir das gern tun, in diesem superreichen Land mit seiner schwarzen Null. Dafür aber weiter Braunkohle zu verbrennen, ist komplett verantwortungslose Politik. Nichts sonst.

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      3. Dennoch ist es der Punkt an dem man startet. Wenn man das ändern will braucht man eine Idee/Mission/Vision die möglichst viele Menschen begeistert. Ein „wir werden alle sterben“, “ das ist ist verantwortunglsoer Mist“ wird uns der Lösung keinen Schritt näher bringen.
        Auch halte ich für eine so tiefgreifende Änderung der Gesellschaft einen Zeithorizont von zwei bis fünf Jahrzehnten für nicht unrealistisch. Hier, denke ich, ist es hilfreich sich die Schwulenbewegung anzusehen und davon zu lernen.

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      4. Da sind wir komplett einer Meinung. Natürlich braucht es enorm viel Einfühlungsvermögen, Anteilnahme und die Kompetenz zum Lösen von Problemen, wenn solche Veränderungen in einer Gesellschaft durchgesetzt werden sollen. Ich will nicht sagen, dass man Dinge ohne Rücksicht über das Knie brechen muss. Aber am Anfang steht meiner Ansicht nach eine Ehrlichkeit dazu, was nötig ist.

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  2. Guter Kommentar von ihnen. PS. Für alle, mal rein schauen was da noch zusätzlich verstaut wird Klima……?. Vidios YouTube chemtrails in Aktion. und haarp in aktion

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  3. Was uns im Moment wirklich Kopfzerbrechen bereitet, ist dass die wenigsten die Möglichkeiten sehen, die wir bereits haben um die Entwicklungen unserer Gesellschaft zu steuern. Wir wissen nicht, ob es sich dabei um mutwillige Ignoranz, die Begrenztheit der Mittel oder einfach nur Unwissenheit handelt.
    Wir hatten auch Sie bereit letztes Jahr im April (siehe Kommentar unten https://kaffeeundkapital.de/2017/04/28/von-den-rechten-lernen-heisst-konstruktiven-groessenwahn-lernen-oder-schluss-mit-dem-gejammer/ ) auf die Genossenschaften aufmerksam gemacht. Wunderwas eben diese Genossenschaften sind in Costa Rica für den Wandel maßgeblich verantwortlich gewesen! Da gibt es nichts neues zu erfinden! Man muss einfach nur die Genossenschaften die bereits existieren nützen und digital upgraden.
    Das Konstrukt der Genossenschaft ist perfekt! Sonst würden es nicht sogar die internationalen raffgieren Großbanken nutzen um sich so als SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) zusammenschließen!

    Was wir ebenfalls nicht verstehen, ist warum der globale Kontext (China, Russland, USA) ausgeblendet wird. Wer der Meinung ist, sich diesem autokratischen Druck durch Gegenbewegungen entziehen oder sich dagegenstellen zu können, ist naiv. Diese Gegenbewegungen haben immer nur neue Machtfiguren und Institutionen hervorgebracht. Die Menschen sollten sich lieber die Fehler zur Herzen nehmen die die Autokraten anprangern. Wie beispielsweise der Verlust von Traditionen. Jeder tut so als wäre das rechtsradikaler Müll, aber die Natur zu bewahren oder Kulturlandschaften zu pflegen (Streuobstwiesen, Weinberge) ist kein rechtsradikaler Müll. Ebenso wie das Handwerk kein rechtsradikaler Müll ist. Ebenso wenig wie Kindergärtner, Lehrer und Altepfleger kein Müll sind. Wir brauchen diese mehr denn je, weil der Wohlstand jede Verbindlichkeit der Familie zerstört hat. Es brauch keiner mehr in der Ehe durchzuhalten. Der Luxus ermöglicht jedem bei Bedarf das sinkende Boot der Ehe zu verlassen.

    Viele Linke können mit der Freiheit einfach nicht umgehen und meinen, dass auf einmal alle Werte zur Disposition stehen (siehe https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-07/debattenkultur-demokratie-seenotrettung-pro-contra-moral-werte-verhandelbarkeit) . Das wird dann auch noch als faschistisch deklariert, nur weil man sich nicht eingestehen möchte, dass die unbändige Gier alles tun und lassen zu können dazu geführt hat dass der Westen heute die Erde zerstört. Das ist so grotesk, dass es nicht im geringsten verwunderlich ist, dass jemand wie Frau Merkel oder der Trump regieren. Die bringen lediglich die Lächerlichkeit der westlichen Gesellschaft zum Ausdruck.

    Doch um eins klar zu stellen. Wir halten diesen ganzen Quatsch von Links und rechts grundsätzlich für primitiv und vollkommen lästig.
    Es ist wirklich schade, dass die westliche Kultur vor lauter Arroganz wieder einmal die gesamte Welt zu geißeln droht und mit Ihrem Unverstand zerstört. Wer dann auch noch meint es wären die Gefühle Schuld, hat nichts verstanden. Es wurde bereits alles gesagt: „Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils. Das Programm der Aufklärung war die Entzauberung der Welt. Sie wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen.“[23]

    Zusammengefasst wird die Abhandlung im Vorwort: „Schon der Mythos ist Aufklärung, und: Aufklärung schlägt in Mythologie zurück.“[24]

    Und so lange es uns gibt, wird das WiR dafür sorgen und kämpfen dass der Mythos zurück schlägt.
    WiR sch3#ßen auf den Personenkult der wieder nur dazu führt, das Macht zentralisiert werden kann. (siehe Ethereum….der Gedankensprung ist nicht ohne aber wer weiß vielleicht gelingt er ja nicht nur uns ¯\_(ツ)_/¯ ) Und Gott sei Dank werden die Institutionen Stück für Stück durch die Blockchain dezentralisiert.

    Es lebe das Morgenland!

    https://www.radio-morgenland.com/blueten/

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