Am vergangene Freitag habe ich bei einer Veranstaltung unter anderem den russischen Theatermacher Kirill Serebrennikov erlebt. Ein bemerkenswerter Kreativer; ein Ausnahmetalent, das nach Jahren der Theaterarbeit in seiner Heimatstadt schließlich nach Moskau ging, dort bei null anfangen musste (was man anderswo gemacht hat, ist nichts wert in der Kulturszene der Hauptstadt) und sich doch zum Superstar der russischen Theater- und Opernlandschaft hochgearbeitet hat. Ein extrem anregender Mensch, der das Nischentheater Gogol zu einer Marke gemacht hat. Der mit viel Mühe immer wieder für freien Ausdruck und politische Haltung kämpft und seine Popularität – seine Inszenierungen sind monatelang ausverkauft – als Schutzschild gegen staatliche Repressalien gesehen hat. Wir waren alle beeindruckt von seiner Energie, von seiner Menschlichkeit und Kreativität. Und die Hoffnung stand im Raum, dass es in Russland selbst unter Putin weiterhin hier und da Orte und Menschen geben kann, die für die Freiheit des Ausdrucks und der Kunst stehen, die in einer Demokratie so notwendig sind.
Und dann das: gestern kam die Meldung, dass es damit offenbar vorbei ist — das Gogol-Theater wurde durchsucht und Serebrennikov wurde für Befragungen mitgenommen.
Man gibt sich ein wenig naiver Hoffnung hin: man sieht ein bißchen Licht – und schon wird es zerstört.