In Italien wird die Demokratie dem Euro geopfert.

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Man muss sich mal klarmachen, was in Italien grade passiert. Der Präsident der italienischen Republik hat abgelehnt, das Ministerteam des designierten Ministerpräsidenten zu akzeptieren, weil ein einziger Minister — der für Wirtschaft — in seiner Vergangenheit kritische Äußerungen zum Euro gemacht hat. Dazu wörtlich der Präsident:

Aufgrund der Kreditherabstufung steigt täglich unsere öffentliche Schuld und nimmt dem Staat die Möglichkeit, soziale Leistungen bereitzustellen. Die Verluste an den Börsen verbrennen täglich die Ersparnisse unserer Unternehmen und derer, die in sie investiert haben, und bedeuten ein echtes Risiko für die Ersparnisse unserer Bürger und der italienischen Familien. Wir müssen auch auf die Gefahr großer Zinssteigerungen bei Immobiliendarlehen und Unternehmenskrediten achten. Viele von uns erinnern sich daran, wie vor der Währungsunion die Zinsen bei Immobiliendarlehen an die 20% heranreichten. Es ist meine Pflicht in der Verfassung bei der Auswahl der Minister auf den Schutz der Ersparnisse der Italiener zu achten.

Und all das, weil die Italiener eben auch im Euro sind. Sie können nicht die Regierung bekommen, die sie gewählt haben, weil sie Teil der Währungsunion sind.

Das geht so nicht weiter. Das wird unsere Demokratien an die Wand fahren.

Ich glaube, bei mir ist der Moment gekommen, an dem ich beginne, selbst zu einem Euro-Kritiker zu werden. Wenn demokratisch legitimierte Regierungen aus Angst um den Euro nicht mehr ihrer Aufgabe nachkommen können, dann ist etwas so fundamental kaputt, dass es unsere Demokratien zerstört. Und das Vertrauen der Menschen in diese Demokratien.

Wir müssen endlich damit anfangen, ernsthaft miteinander darüber zu reden, ob der Euro für uns alle wirklich gut ist. Und was wir als Deutsche dazu sagen, dass er die Welt um uns herum in die Scheiße reitet.

So absurd das klingt: Der Euro macht uns Europa kaputt.

Ergänzung 13:28h: Bitte auch die Diskussion zu demselben Text bei Facebook beachten. Dort geht es vor allem auch um die Frage, ob eine Regierung mit der Lega aufgrund ihrer Rechtsaußenpositionen nicht grundsätzlich abzulehnen ist, egal auf welchem Weg.

Nachtrag 30.05.2018: Bitte auch diese Ergänzung beachten.

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